Der Geburtsbericht von No. 2 ist wohl mein persönlichster und intimster Blogbeitrag ever und ich habe lange überlegt, ob ich ihn online stellen soll. Aber weil ich selbst so gerne Geburtsberichte lese, dachte ich mir, ich erzähle auch mal von meiner zweiten Geburt. Eine Spontangeburt nach Kaiserschnitt.
Der Bericht ist sehr lang und ausführlich geworden, daher habe ich ihn auf 4 Teile aufgeteilt.
Teil 1 – Der filmreife Blasensprung
Teil 2 – Einleitung und Wassergeburt?
Teil 3 – Und plötzlich geht alles zu schnell
Teil 4 – Natürliche Geburt, Sturzgeburt und Kaiserschnitt (Gedanken und Fazit)
Ausnahmsweise ist der Artikel sehr bilderlos, denn ich habe im Krankenhaus kaum Bilder gemacht. Und auch die, die der Herzensmann gemacht hat, sind jetzt nicht der Burner. Aber sie sind einfach echt. Wobei ich sie stark bearbeitet habe, denn Beauty war an dem Tag nicht mehr so angesagt.
SSW 37+0 – Es geht los
Alles begann mit der Nacht auf den 3. August 2017. In dieser Nacht wechselte ich in die 38. Schwangerschaftswoche und ab da zählt das Baby zumindest offiziell nicht mehr als Frühchen.
Genau eine Woche vorher hatte die Frauenärztin noch zu mir gesagt: „Bis zum nächsten Donnerstag muss die kleine noch drin bleiben. Ab dann kann sie ja angesichts der heissen Temperaturen vielleicht schon kommen.“
Auch ich hatte immer wieder zu No. 2 gesagt: „Bis zum 3. musst du noch drin bleiben. Ab da kannst du dann kommen.“ Hinterher dachte ich nur so: „Ich hab doch AB Donnerstag gesagt, nicht AM Donnerstag.“ Aber der Reihe nach.
Die Nacht vom 2. auf den 3. August war nicht so toll, denn unsere große Tochter wachte mehrmals auf. Das kommt nicht so oft vor, deswegen stimmte irgendwas nicht. Entweder sie hat etwas geahnt oder sie hatte mal wieder mit der Hitze zu kämpfen. Vielleicht war’s auch Hunger oder Durst oder halt einfach der nächste Zahn. Jedenfalls musste ich dreimal in ihr Zimmer laufen.
Das vorletzte Mal war glaube ich so gegen drei. Jedes Mal nach dem Rüberlaufen musste ich auch noch aufs Klo. So richtig viel Schlaf hatte ich in dieser Nacht also nicht. Und obwohl wir sehr spät ins Bett gegangen sind, bin ich um 6:04 Uhr aufgewacht. Der Herzensmann schlief noch.
Nee, das ist kein Fruchtwasser
Normal wache ich von alleine nie so früh auf. Schon gar nicht, wenn ich so wenig geschlafen habe. Aber irgendwie war ich erstaunlich wach und bemerkte, dass meine Unterhose ganz leicht nass war.
Ich überlegte: „Habe ich wirklich so viel geschwitzt? Ich werde mich doch nicht eingepiselt haben? Das fehlte ja jetzt noch, dass ich auf den letzten Metern der Schwangerschaft inkontinent werde. Zum Glück habe ich einen Matratzenschutz, den ich extra gekauft habe, falls die Fruchtblase platzt. Die Whaaatt???!!! Neee, das ist jetzt KEIN Fruchtwasser. Es ist ja nur ganz wenig. Mach dich nicht verrückt! Versuch lieber noch etwas zu schlafen.“ Ich versuchte also zu schlafen. Betonung liegt auf versuchte.
Um kurz vor 7 klingelte dann eendlich der Wecker vom Herzensmann. Er stand aber nicht sofort auf, sondern machte irgendwas auf seinem Handy. Schließlich fragte ich, wie spät es sei, und er meinte, kurz nach 7.
Mittlerweile fühlte sich meine Unterhose noch etwas nasser an und ich musste auch schon wieder auf Toilette. Also stand ich auf und PLATSCH.
Hollywoodreifer Blasensprung
Wie im Film entleerte sich literweise Fruchtwasser. Ok, keine Ahnung, wie viel es war aber es lief. Und einer meiner ersten Gedanken war tatsächlich: „Zum Glück bin ich grad nicht im Einkaufsladen.“
Nein an Inkontinenz dachte ich nun definitiv nicht mehr. Ich rief nur: „Honey, die Fruchtblase ist geplatzt.“
Der Herzensmann ganz trocken: „Echt jetzt? Bist du sicher?“
Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher und lief zur Toilette, die zum Glück direkt gegenüber vom Schlafzimmer liegt. Auf dem kurzen Weg dorthin tropfte ich alles voll. Es lief einfach so an meinen Beinen herunter. Während ich auf der Toilette saß und es einfach nicht aufhörte zu laufen, stand der Herzensmann auf und wischte hinter mir her. In der Toilette besprachen wir den weiteren Ablauf.
Letzte Vorbereitungen
Als allererstes musste ich ja nun die Betreuung für No. 1 organisieren. Also schrieb ich meiner Freundin und meiner Schwester. Ich konnte jedoch sehen, dass beide die Nachricht bei WhatsApp nicht bekamen, bzw. nicht lasen. Also versuchte ich die Freundin anzurufen. Nach langem Klingeln ging keiner ran.
Bei meiner Schwester ging direkt die Mailbox ran. Also rief ich bei meiner Schwester auf dem Festnetz an. Statt meiner Schwester ging allerdings meine Nichte dran, die ausgerechnet Nachtschicht gehabt hatte. Sie sagte mir, dass meine Schwester arbeiten sei. Das kam mir komisch vor, denn meine Schwester hatte mir am Tag zuvor noch mitgeteilt, dass sie Urlaub hat.
Kurze Zeit später rief meine Schwester aber zurück. Sie war gerade zum Bäcker gefahren und hatte keinen Empfang. Sofort ließ sie alles stehen und liegen und setzte sich ins Auto. Denn sie brauchte auch noch ca. 50 Minuten zu uns.
Der Herzensmann rief derweil auf seiner Arbeit an und erklärte, dass seine Elternzeit wohl nun 3 Wochen früher beginnen würde.
Mittlerweile saß ich am Esstisch auf einem Stapel Handtücher und rief im Kreissaal an. Die Dame am Telefon, war noch nicht ganz überzeugt, ob wirklich Fruchtwasser abgegangen war. Da ich wusste, dass das Köpfchen bereits fest im Becken sitzt, durfte ich noch in Ruhe packen und duschen und sollte dann ins Krankenhaus kommen, um zu sehen, ob es Fruchtwasser war.
Während ich mit dem Kreissaal telefonierte, rief auch meine Freundin zurück. Der Herzensmann erklärte ihr die Situation.
Tasche packen und los geht’s
Ich packte noch schnell meine Kliniktasche. Denn bis auf ein paar Kleinigkeiten hatte ich noch gar nichts gepackt und auch die Tasche für No. 1 musste noch gepackt werden, siehe meine ToDo-Liste im letzten Schwangerschaftsupdate.
Um ca. 8 Uhr kam meine Schwester an und kurz darauf wachte auch No. 1 auf. Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg zum Krankenhaus.
Auf der Fahrt rief ich bei meinem Frauenarzt an, um meine aktuellen Thrombozyten Werte zu erfragen. Wie in der ersten Schwangerschaft hatte ich wieder Thrombozytopenie und war erst einen Tag vorher zum Blutabnehmen gewesen. Die Werte waren zum Glück etwas gestiegen und so sagte ich meinen Termin an 38+0 ab und meine Ärztin wünschte mir alles Gute für die Geburt.
Wir überlegten dann, ob wir dem Rest der Familie schon Bescheid geben sollten. Kaum hatten wir eine Whatsapp-Nachricht in die Familiengruppe geschickt, rief meine Schwägerin an und wünschte mir ebenfalls alles Gute.
Erstaunlicherweise war ich den ganzen Morgen relativ ruhig. Obwohl ich wusste, dass es nun tatsächlich losgeht war ich gar nicht so aufgeregt, wie ich erwartet hatte.
Warten
Im Krankenhaus angekommen, musste ich mich zunächst anmelden. Da ich noch keinerlei Wehen verspürte, mussten wir zunächst erstmal im Wartezimmer warten. Um ca. 11 Uhr wurde dann das erste Mal CTG geschrieben und danach wurde ich untersucht.
Ganz ohne Zweifel war die Fruchtblase geplatzt. Der Muttermund war aber noch zu und keine Wehen in Sicht. Selbst die Übungswehen aus den Wochen davor waren verschwunden.
Da es eindeutig Fruchtwasser war, durfte ich nicht mehr nach Hause und bekam einen Zugang gelegt. Denn von jetzt an bekam ich alle 8 Stunden ein Antibiotikum über den Zugang. Es wurde noch Blut abgenommen und ich bekam einen riesigen Stapel Papiere zum Unterschreiben.
Mit dem Zugang durfte ich auch das Klinikgelände nicht mehr verlassen. Der Herzensmann holte uns deshalb ein paar Sandwiches von Subway, die wir gemütlich draußen auf einer Parkbank verdrückten.
Am frühen Nachmittag bekam ich ein kleines Zimmer im Kreissaaltrakt zugewiesen. Da noch nichts auf eine baldige Geburt hindeutete, fuhr der Herzensmann noch einmal zur Arbeit, um ein paar letzte Dinge zu regeln. Ich ging noch ein wenig spazieren und versuchte dann einen Mittagsschlaf zu machen.
Um 17 Uhr wurde das nächste Mal CTG geschrieben. Der Wehenschreiber zeichnete 1-2 Wehen auf, die ich aber nicht mal spürte.
Die aktuelle Hebamme U. setzte sich zu mir ins Zimmer und wir unterhielten uns ganz gemütlich. Sie erklärte mir ausführlich das weitere Vorgehen und das am nächsten Tag mit der Einleitung begonnen würde. Diese Hebamme fand ich von allen, die bisher da gewesen waren und noch kamen, am sympathischsten.
Spazieren, CTG und weiter warten
Ich ging dann nochmal spazieren und dann gab es Abendbrot. Da ich bisher nur meine kleine Kreissaaltasche aus dem Auto genommen hatte, kam der Herzensmann noch einmal und brachte mir die große Tasche, in der auch meine Übernachtungssachen waren.
Die Hebamme brachte dann noch ein Öl zum Einmassieren. Aber der Herzensmann wollte lieber nach Hause, damit er die Große noch ins Bett bringen konnte. Die hatte laut der Fotos, die mir meine Schwester laufend schickte, sichtlich Spaß mit ihrer Tante gehabt. Erst Planschbecken, dann Shopping Center und schließlich Spielplatz.
Meine Schwester hatte inzwischen entschieden, bei uns zu schlafen. Aber natürlich hatten wir weder Bettzeug noch sonst irgendwas vorbereitet. Dafür hatte meine Schwester inzwischen schon die halbe Wohnung aufgeräumt, die ganzen nassen Handtücher gewaschen und die gewaschene Babykleidung in die Wickelkomode eingeräumt. Die hatte ich nämlich zum Glück noch einen Tag vorher gewaschen. Mega Danke nochmal dafür, liebes Schwesterherz!!!!
Nachdem ich mich also selbst mit dem Öl eingerieben hatte, wurde wieder CTG geschrieben und die nächste Dosis Antibiotikum folgte. Als um 22 Uhr das nächste CTG beendet war, wollte ich eigentlich schlafen.
Aber ich hatte einigen Freunden von der geplatzten Fruchtblase erzählt und bis ich alle WhatsApp Nachrichten beantwortet hatte, war es dann doch 23 Uhr.
Inzwischen war ich schon etwas frustriert. Den ganzen Tag hatte ich im Krankenhause rumgehangen, aber es war so gar nichts passiert. Dabei hätte ich zu Hause noch so viel zu tun gehabt.
Eigentlich hatte ich auch damit gerechnet, dass unsere Tochter an diesem Tag geboren werden würde oder zumindest eendlich ein paar Wehen kommen würden.
Irgendwie total dumm, sich Wehen zu wünschen. Aber da ich bisher noch nie richtige Wehen hatte, wusste ich ja auch gar nicht, was mich erwartete.
Eine unruhige Nacht
Erstaunlicherweise schlief ich trotz fremdem Zimmer und Krankenhausbett relativ schnell ein, um dann gegen 1 Uhr wieder aufzuwachen.
Ich bemerkte ein leichtes Ziehen im Bauch, dass nach einer Minute wieder nachließ. Ich schlief wieder ein und 15 Minuten später wachte ich wieder von dem Ziehen auf. Da wurde mir klar, das Ziehen sind wohl Wehen.
Ab da war dann nicht mehr an Schlaf zu denken. Ich schmiss meine Wehenapp an und notierte alle 9 – 12 Minuten Wehen. Dazwischen hätte ich ja eigentlich noch gut schlafen können. Aber da ich im Kreissaalflur lag und es nachts doch relativ ruhig ist, hörte ich sämtliche Geräusche aus den Nachbarzimmern. Schön waren die Schreie der Neugeborenen. Nicht so schön die schmerzhaften Schreie anderer Frauen.
Da es sehr heiss war, hatte ich mein Fenster auf Kipp und ausgerechnet in dem Raum neben mir bekam eine Frau gerade ihr Kind. Sie schrie unbeschreiblich laut, als wäre sie Tarzan und würde sich von Liane zu Liane schwingen.
Ich dachte nur so: „Wieso verschwendet sie ihre ganze Energie ins Schreien, anstatt sie für die Geburt zu nutzen.“ (Später mehr dazu)
Um halb 5 kam dann die etwas unfreundliche Nachthebamme. Ich bekam die nächste Infusion und es wurde wieder CTG geschrieben, das nun auch deutliche Wehentätigkeit alle 4-5 Minuten zeigte. Ich fragte die Hebamme, ob ich meinen Mann informieren sollte. Aber sie sagte, es würde noch dauern.
Immer wieder überlegte ich aufzustehen, da ich eh nicht mehr schlafen konnte. Aber da ich doch sehr müde war, versuchte ich liegen zu bleiben und noch etwas auszuruhen.
Um 6 Uhr war wieder Schichtwechsel und die neue Hebamme wollte wieder erstmal CTG schreiben. So langsam war ich davon doch etwas angenervt. Anschliessend besprach sie mit mir die Einleitung bei unreifem Befund (sprich geschlossener Muttermund).
Es war ausgemacht, dass um 8 Uhr mit der Einleitung begonnen würde. Also hatte ich auch den Herzensmann auf diese Uhrzeit bestellt. Ich hatte ja keine Ahnung, wie schnell und wie stark so eine Einleitung anschlagen würde.
Was ich nicht ahnte: Es sollte noch ganz schön lange dauern, um dann in einer Sturzgeburt zu Enden.
Der zweite Teil ist bereits online der dritte folgt bald. Wenn du ihn nicht verpassen willst, folge mir doch auf Instagram oder Facebook.
Dein Geburtsbericht
Hast du auch eine schöne Geburt erlebt? Dann her mit deinem Geburtsbericht. Ob Kaiserschnitt oder spontan ist total egal.
Ich möchte gerne einen Artikel schreiben und die schönsten Geburtsberichte verlinken. Wenn du also einen schönen Geburtsbericht auf deinem Blog hast, darfst du ihn gern in den Kommentaren verlinken.
Wenn Du keinen Blog hast, können wir gern darüber sprechen, ob ich deine Story hier als Gastartikel veröffentliche.
1 comment
Was für ein herrlich offener und ehrlich Beitrag über dieses intime Thema. Dankesehr! Ich habe den Artikel mit großem Interesse gelesen, da sich eine Freundin von mir kürzlich freiwillig für einen Kaiserschnitt entschieden hat und ich das irgendwie nicht „richtig“ fand.
Wir haben auf dem Blog auch mal einen Beitrag zu einem ähnlichen Thema, nämlich dem Thema Hausgeburt veröffentlicht. Vielleicht interessiert er Dich ja:
https://www.regenbogenkreis.de/blog/leben-mit-kindern/klinikgeburt-und-hausgeburt-im-vergleich
Liebe Grüße,
Eva