Souverän zu Wasser geboren, so hat die Hebamme im Geburtsbericht meine Traumgeburt im Geburtshaus zusammen gefasst. Und das beschreibt es eigentlich ganz gut. Klingt aber nach einer sonst was für galaktischen Wassergeburt. Im Grunde war ich gerade mal 2 Minuten im Wasser und meine 3. Tochter wurde geboren. Aber der Reihe nach.
Ich versuche mich diesmal auch etwas kürzer zu fassen. Mein letzter Geburtsbericht war ja so lang, dass ich ihn auf 4 Teile aufgeteilt habe. (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4).
Dieser hier wird aber auch sicher kürzer, weil die Geburt deutlich kürzer war. Ich war fast ein bisschen traurig, als mir meine Hebamme den Geburtsbericht überreicht hat, dass es nur 1,5 handschriftliche Seiten waren. Aber ja im Grunde hatte sie auch nicht mehr zu notieren.
Timing ist alles
Wir schreiben den Sonntag den 08.03.2020. Eigentlich ein echt schönes Datum, um ein Kind zu bekommen. Wäre da nicht die Tatsache, dass unser Babysitter für die Großen bis zum 8.3. im Urlaub ist.
Nämlich meine älteste Schwester. Sie war lange vor der Geburt als Babysitter für die Großen geplant. Hat allerdings recht spontan die Einladung zu einem Gran Canaria Urlaub bekommen. Da sagt man natürlich nicht nein. Vor allem nicht, wenn man geahnt hätte, dass unser Land 6 Tage später in den ersten großen Lockdown geschickt würde. Zum Glück wurde sie nicht gleich auf der Insel festgehalten.
Ich hatte ehrlich gesagt auch damit gerechnet, dass die kleine Maus sich wie ihre Schwestern etwas früher auf den Weg macht. Die Mittlere ist ja zum Beispiel 3 Wochen früher gekommen. Wir hatten also für den Urlaub meiner Schwester noch eine Notlösung zur Betreuung der großen organisiert. Aber ich vermute, das wäre irgendwie alles in die Hose gegangen. Denn die Geburt ging nachts los. Bis mein Mann die großen irgendwo hingebracht hätte und mich dann noch zum Geburtshaus gefahren hätte, wäre die kleine sicherlich im Auto gekommen. Später versteht ihr wieso.
Aber irgendwie hatte sie es nicht ganz so eilig auf die Welt zu kommen, wie ihre Schwestern. Und als meine Schwester dann in den Urlaub flog habe ich sehr gehofft, die kleine würde pünktlich zum Termin kommen.
Denn passend zum Urlaub meiner Schwester musste meine Geburtshaus Hebamme am Tag drauf. Also den 9.3. auf ein 2-tägiges Seminar mit 3 Stunden Anfahrt. Sie hatte es mir extra auf einen Zettel geschrieben, den ich mir an den Schreibtisch hängen sollte, damit das Baby sich auch ja dran hält.
Also hatte ich ein Fenster von 7 Tagen, wo sie eigentlich nicht geboren werden durfte. Sie sollte entweder vor dem Urlaub meiner Schwester kommen oder dann bitte, wenn die Hebamme ab Mittwoch 0:00 Uhr wieder da ist.
Und jetzt ratet, welchen Tag sie sich ausgesucht hat.
Es geht los
Sonntag 8.3.2020
Wir sind den Tag zu Hause. Nachmittags machen wir einen kurzen Spaziergang, um die beiden großen Schwestern zu lüften. Aber mehr als wirklich kurz, schaffe ich nicht mehr. So richtig wohl fühle ich mich schon seit 2 Wochen nicht mehr und habe immer mal wieder Übungswehen.
Heute kommt zwar meine Schwester aus dem Urlaub wieder, aber die Maus darf erst in 3 Tagen kommen, wenn die Hebamme wieder von ihrer Fortbildung zurück ist. Ansonsten muss ich nämlich doch ins Krankenhaus und die ganze Planung für unsere Geburtshaus Geburt wäre umsonst gewesen.
Aber es kommt anders.
Nachmittags um 17:26 schreibt mir meine Schwester sie ist gelandet. Bis dahin wusste ich auch gar nicht genau, wann sie an dem Tag wieder kommt. Und ich antworte ihr, dass das gut ist. Da ich immer mal wieder Übungswehen habe und es könnte ja jeden Moment los gehen.
Um 17 Uhr habe ich nämlich angefangen in der Wehenzähler App die ersten Wehen zu tracken.
Nach dem Abendbrot bringen wir die beiden großen ins Bett und machen es uns auf der Couch gemütlich. Wir planen nochmal das Elterngeld und versuchen mit dem Elterngeldrechner heraus zu finden, was der Herzensmann mit Elterngeld Plus verdienen würde und ob sich vielleicht die Partnerschaftsmonate lohnen würden. Aber es sind noch einige Fragen offen. Ich will also morgen da mal anrufen.
Ich habe aber auch die ganze Zeit immer mal wieder eine Wehe und tracke sie mal mit der App.
Um 20:08 schreibe ich meiner Schwester, dass ich doch mal die Hebamme anrufe und vorwarne, dass es eventuell nachts los gehen könnte. Meine Schwester packt schon mal ihre Tasche und auch wir gehen die Packliste der Hebamme noch einmal durch und schauen, was noch zu organisieren ist. Eigentlich müssen wir nur noch viele Handtücher einpacken. Der Herzensmann kümmert sich um alles.
Weil die Hebamme nicht nachts um 3 angerufen werden möchte, dass es eventuell in ein paar Stunden los geht, rufe ich so um 21 Uhr an. Erstmal erreiche ich sie gar nicht. Denn sie ist auf einem Konzert und dann mit Freunden etwas trinken.
Wenig später ruft sie mich zurück und fragt, ob ich gleich vorbei kommen will.
Und ich so: „Ne ich glaube das dauert noch. Ich werde jetzt mal in die Wanne. Ich wollte nur fragen, bis wie viel Uhr ich nachts ins Geburtshaus kommen kann, und ab wann ich ins Krankenhaus fahren soll. „
Sie wollte nämlich um 12 Uhr zu ihrer Fortbildung fahren und ich meinte dann: „Wenn es dann um 8 Uhr los geht, kann ich ja nicht mehr ins Geburtshaus fahren.“
Und sie so: „Doch doch, dass schaffen wir dann schon bis 12 Uhr. Aber ja geh mal in die Wanne und schau, ob es ein Fehlalarm ist oder wirklich los geht.“
Wir lachen beide und sie erzählt ihren Freunden: „Ich fahre jetzt mal nach Hause, heute Nacht um 3 Uhr bekommt eine Frau mein mir ihr Kind.“ Man könnte meinen sie hat hellseherische Fähigkeiten.
Eigentlich wollte ich dann in die Wanne und mega früh ins Bett, damit es mir nicht so geht wie bei der letzten Geburt: 2 Stunden geschlafen und dann den ganzen Tag Wehen.
Aber irgendwie war doch noch recht viel zu tun, ich weiss gar nicht mehr was. Und so gehe ich erst gegen 23 Uhr in die Badewanne. Der Herzensmann ist schon ins Bett. Denn wenn es doch Fehlalarm ist, muss er morgen sehr früh aufstehen zur Arbeit.
An Schlaf ist nicht mehr zu denken
In der Badewanne ist es zwar sehr schön, aber an den Wehen ändert es irgendwie gar nichts. Weder werden sie regelmässiger noch weniger. Mal 20 Minuten Abstand, mal 10 Minuten. Ich gehe also auch ins Bett. Kaum liege ich im Bett, die nächste Wehe. Kurz darauf die nächste und ich merke, wie ich doch etwas lauter Atme.
Also gehe ich ins Bad, um den Herzensmann nicht zu wecken. Ich veratme 2-3 Wehen und merke die Abstände sind sehr unregelmässig aber es sind auch schon mal Abstände von 3-4 Minuten dabei. Das ist ja eigentlich die Zeit, wenn man langsam ins Krankenhaus fahren sollte.
Ich habe aber überhaupt noch nicht das Gefühl, dass das richtige Wehen sind, aber weil der Weg zum Geburtshaus doch 45 Minuten dauert, überlege ich lieber doch schon zu fahren. Und dann lieber dort noch 2-3 Stunden versuchen zu schlafen.
Also wecke ich den Herzensmann und sage:“ Ich glaube du fährst morgen früh doch nicht zur Arbeit. Ich würde jetzt doch lieber schon ins Geburtshaus fahren.“
Ich rufe also meine Schwester so gegen 00:50 Uhr an und sie kommt innerhalb von 20 Minuten. In der Zeit packe ich noch die letzten Digen, wie Zahnbürste und Schminke (haha, war sowas von überflüssig) und beziehe das Gästebett für meine Schwester. Der Herzensmann duscht noch schnell und lädt dann die vielen vielen Taschen und den Maxi Cosi ins Auto.
Ich bin noch völlig entspannt (denke es stehen mir noch einige Stunden bevor), muss mich allerdings schon etwas auf die Wehen konzentrieren und kann in der Zeit mit keinem mehr sprechen.
Der schwierigste Teil der Geburt
0:40 Uhr: Ich ruf die Hebamme an und sage ihr, dass wir los fahren. Sie steht aus dem Bett auf und bereitet alles vor.
1 Uhr: Wir fahren los und ich habe direkt wieder eine Wehe und die ist die erste wirklich schmerzhafte Wehe. Das liegt wohl daran, dass ich mich nicht aufs Atmen konzentriere, sondern noch eine bequeme Position zum sitzen suche.
Ich stelle ein wenig am Autositz herum und konzentriere mich dann wieder auf die Atmung. Mit voller Konzentration werden die Wehen wieder aushaltbar. Nicht schmerzhaft aber doch sehr viel stärker, als vor der Autofahrt.
Jedes Schlagloch, jede Kurve, bremsen, Gas geben, alles schüttelt meinen Bauch und ich versuche mich mit einer Hand am Haltegriff zu halten und mit der anderen meinen Bauch. Die Abstände werden auch immer kürzer. Aber ich habe keine Hand frei, um die Wehen zu tracken.
Nach 20 Minuten kann ich erst meiner Familie per WhatsApp schreiben, dass wir los fahren zum Geburtshaus. Die Fahrt ins Geburtshaus dauerte so 40 Minuten statt 45. Weil in der Nacht kaum was los ist, auf den Straßen.
Aber es sind für mich seeehr lange 40 Minuten.
Ich habe die meiste Zeit die Augen geschlossen, um mich zu konzentrieren, und frage zum Ende hin immer wieder wie ein kleines Kind: Wie lange noch? Laut dem Herzensmann haben die Wehen im Auto nur noch einen Abstand von 2-3 Minuten und sie sind auch schon so intensiv, dass ich sie deutlich veratmen muss.
Ich atme also laut auf Jaaaa aus.
Im Geburtsvorbereitungskurs haben wir auch gelernt, was ein Lächeln bewirken kann und ich hatte auch ein gutes Buch über eine scherzarme Geburt gelesen und auch dort stand, dass man positiv an die Wehen ran gehen soll.
So langsam begreife ich auch, die kleine Maus kommt jetzt. Die Geburt geht wirklich los.
Wir werden auf jeden Fall heute noch Eltern und sicherlich auch vor 12 Uhr, sodass die Hebamme zu ihrer Fortbildung kann.
Ich vergleiche aber immer wieder die Intensität der Wehen mit meiner 2. Geburt und rechne damit, dass es noch 6 bis 8 Stunden dauert.
Ich bin aber froh, dass ich nicht ins Krankenhaus muss. Die letzten 5 Minuten der Fahrt sind die schlimmsten. Durch enge kurvige Schwarzwaldstraßen unter starken Wehen, ist echt kein Spaß und ich merke auch immer mehr, einen Druck nach unten, so dass ich immer wieder rufe: „Fahr schneller.“
Bei jeder Kurve und besonders den Kreiseln aber wieder rufe: „Langsamer, Langsamer.“
Ich bekomme Angst, dass das Baby im Auto geboren wird und verliere die Konzentration und sofort werden die Wehen schmerzhaft. Also wieder volle Konzentration und 5 Minuten später parkt der Herzensmann direkt vor dem Eingang zum Geburtshaus bzw. dem Gebärzimmer.
Gerade noch so geschafft
1:44 Uhr: Genau beim Aussteigen kommt die nächste Wehe, so dass ich die Hebamme nicht begrüßen kann. Sie hilft mir aus dem Auto und ich hauche: „Hallo, wir haben es gerade noch so geschafft.“
Und sie so: „Ja das sehe ich.“ Im Geburtsbericht schreibt sie später, ich sei benommen bei der Ankunft. Naja ganz so schlimm war es nicht. Aber ich wechsle langsam in die Welt der Geburt.
Direkt neben dem Eingang hängt eine Sprossenwand und weiter schaffe ich es dann auch gar nicht ins Gebärzimmer.
Während ich 2-3 Wehen an der Sprossenwand hängend veratme, trägt der Herzensmann die Taschen rein und zieht mir die Schuhe aus. Nach 10 Minuten hört die Hebamme mit dem Dopton nach den Herztönen. Alles bestens.
Zwischen den Wehen sehe ich mich um und bin richtig gerührt. Sie hat alles soo schön gemütlich vorbereitet. Überall stehen Duftkerzen und das Bett ist schon mit meiner Bettwäsche bezogen (die musste ich bereits vorher abgeben).
Das Wasser läuft schon in die Wanne. Fehlt nur noch das knisternde Feuer im Kamin und die strickende Oma im Ohrensessel, dann wäre es wie so ein Wohnzimmer in einem alten Film. Also so richtig urig romantisch. Absolut kein Vergleich mit einem Krankenhaus. Eine Katze läuft auch durch das Gebärzimmer und wird von der Hebamme durch die Tür ins Freie gelassen.
Die Hebamme selbst ist im Schlafanzug oder Jogginghose und setzt sich mit einer Kaffetasse auf das Bett. Immer mal wieder macht sie sogar die Augen zu. Ich habe ebenfalls eine Jogginghose an.
Irgendwann (ich habe keinerlei Zeitgefühl) fragt sie mich, wann denn die erste Wehe kam.
Ich bekomme gerade eine an und fange an zu überlegen. Sofort wird die Wehe sehr schmerzhaft, weil ich in Gedanken bei der Uhrzeit der ersten Wehe bin. Ich winke also ab und konzentriere mich wieder auf die Wehe. Als die Wehe vorbei ist, kann ich ihr antworten, dass die ersten Wehen so um 17 Uhr angefangen haben.
Nach 20 Minuten beginnen meine Beine zu zittern und sie fragt, ob ich mich mal aufs Bett legen kann, damit sie mal äußerlich und innerlich untersuchen kann.
2:05 Uhr: Wir ziehen meine Hose aus und sie hilft mir in einen Netzschlüpfer. Meine Fruchtblase ist noch intakt und der Muttermund bei 4cm.
Ich denke: Wow, da habe ich zu Hause und auf der Autofahrt ja doch schon was geschafft. Ich habe aber auch schon mit einem ähnlichen Befund gerechnet, da die Wehen schon sehr intensiv sind mittlerweile. Ich glaube nicht mehr, dass ich noch 1 Stunde pro Zentimeter brauche, aber mit 2-3 Stunden rechne ich schon.
Ich knie mich vor das Bett auf eine Gymnastikmatte und versuche zwischen den Wehen ruhig zu atmen, wenig zu reden und mich auszuruhen, um einfach Kraft zu tanken.
Bist du sicher das nicht das Baby drückt?
2:20 Uhr Ich merke wieder so einen starken Druck nach unten, denke aber, da ich ja keinen Einlauf hatte, ich müsste nochmal aufs Klo. Ich gehe also in der Wehenpause zur Toilette, die direkt im Gebärzimmer ist. Aber es kommt nichts.
Der Druck wird immer stärker, so dass ich kaum noch richtig atmen kann, weil die Toilette auch so weit oben hängt.
Die Hebamme fragt: Bist du sicher, dass da K. drückt und nicht das Baby?
Ich komme ins grübeln. Vor 10 Minuten waren es doch erst 4cm. Das können doch noch nicht die Presswehen sein.
Ich bin weiterhin der Ansicht, ich muss mal aufs Klo. Als die nächste Welle anrollt, fange ich an zu zweifeln.
„Was wenn die Hebamme recht hat. Ich will lieber vom Klo runter, nicht dass das Baby ins Klo fällt.“
Ich gehe wieder zur Matte und Knie mich vor das Bett. Sie fühlt mal, aber der Kopf ist noch nicht fühlbar.
Sie fragt mich, ob ich in die Badewanne möchte. Ach ja, da wollte ich ja eigentlich hin.
In der nächsten Wehenpause laufe ich zur Wanne und sie hilft mir, mich auszuziehen. Über der Wanne hängt ein Seil mit dessen Hilfe ich in die Wanne steige, da kommt schon die nächste Wehe. Ich hänge mich in das Seil / Tuch und da bin ich mir sicher: Das sind doch schon die Presswehen.
2:40 Uhr: Denn nun kann ich nicht mehr ruhig auf Jaa ausatmen. Da war überhaupt nichts mehr mit ruhig und auch nichts mehr mit richtig atmen.
Und plötzlich macht es Flatsch und das Fruchtwasser läuft meine Beine herunter. Zum Glück stehe ich schon knietief im Wasser. Mehr Wasser ist allerdings noch nicht in der Wanne.
Die Hebamme sagt: Willst du dich nicht ins Wasser setzen und ich presse heraus: Doch, aber ich kann grad nicht.
Nach dem die heftige Presswehe vorrüber ist, kniee ich mich ins Wasser. Der Herzensmann hat mich übrigens die ganze Zeit gestreichelt und mit Wasser versorgt und auch beim Ausziehen geholfen. Mit einem kalten Waschlappen wischt er mir nun über die Stirn.
2:42 Uhr: Da kommt schon direkt die nächste Presswehe und ich spüre, wie der Kopf sich dem Ausgang nähert. Aber ich bin nach meiner letzten Geburtserfahrung froh, dass er noch einmal zurück rutscht. Die Hebamme fühlt noch einmal und es ist eindeutig der Kopf.
In der Wehenpause suche ich nach einer guten Position, da ich das Gefühl habe meine Knie rutschen auf dem Wannenboden weg und es guckt auch noch so viel von meinem Körper aus dem Wasser. Die Hebamme meint daher: Setz dich doch auf deine Fersen und das tue ich.
2:44 Uhr: Da kommt schon die nächste Wehe. Ich drücke noch einmal lautstark mit und spüre wie die Maus ins Wasser gleitet.
Wieder wird meine Tochter in Toto, dass heisst komplett der ganz Körper in einer Wehe geboren.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Die Hebamme hält die Maus noch ganz kurz im Wasser und reicht sie mir dann auf den Arm. Ich bin völlig überwältigt und auch sehr überrumpelt, dass die Geburt schon vorbei ist. Aber natürlich auch total froh und happy sie in den Armen zu halten.
Du bist da.
Irgendwie habe ich nen Sprung in der Schüssel, dreimal sage ich laut: „Geschafft, geschafft, geschafft Maus.“ (Denn einen Namen haben wir zu dem Zeitpunkt noch nicht). Und ich neige meinen Kopf, um dich fest zu umschlingen, denn wir sind noch verbunden und doch plötzlich getrennt.
Wir kuscheln noch eine Weile im Wasser. Ich halte die Maus möglichst mit dem Körper im Wasser, damit sie nicht so kalt wird. Als die Nabelschnur auspulsiert ist, schneidet der Herzensmann sie durch und darf unser Töchterchen auch mal halten.
2:55 Uhr: Die Hebamme duscht mich etwas ab und hilft mir dann aus der Wanne aufs Bett. Nachdem sie noch kurz meine Beine kalt abgeduscht hat, weil mein Kreislauf etwas schwach ist.
Auf dem Bett darf ich gleich wieder unsere Tochter nehmen und sie ein erstes Mal anlegen. Sie trinkt direkt wunderbar.
3:05 Uhr: Die kleine geht wieder zu ihrem Papa und die Plazenta wird geboren.
Ich fange langsam an zu realisieren, dass die Geburt vorbei ist und ich vielleicht wieder einige Geburtsverletzungen habe, da die kleine ja wieder in Toto geboren wurde. Nach meiner letzten Geburt habe ich große Angst, dass ich genäht werden muss. Die Hebamme schaut kurz und meint aber, es wäre lediglich eine Abschürfung vorhanden. Die könnte sie mit einem Stich nähen, man könnte es aber auch lassen. Und natürlich entscheide ich mich es zu lassen.
Die Hebamme verlässt den Raum und wir kuscheln zu 3. Nach einer Stunde ca. kommt die Hebamme und macht die U1.
4:15 Uhr: Wir erledigen noch etwas Papierkram und dann hätten wir theoretisch gehen können. Aber die Hebamme bietet an, dass wir noch etwas bleiben und schlafen können. Und dann erst morgens um 7 oder so nach einem gemeinsamen Kaffee fahren.
Und so machen wir es auch. Denn der Herzensmann möchte nicht Auto fahren und um 5 Uhr dann zu Hause ankommen. Er legt sich zu mir in das große Bett und wir schlafen etwas. Also er. Ich bin noch so voll Andrenalin, dass ich hellwach bin.
Ich bestaune also 3 Stunden unsere kleine Tochter, die, genauso wie ihr Papa, die ganze Zeit schläft.
Einmal kommt die Hebamme noch rein und deckt den schlafenden Herzensmann mit einer Wolldecke zu.
Sie sagt: „Gell du kannst es noch gar nicht glauben, dass die Geburt schon vorbei ist?“
Und ich sage: „Ja absolut nicht. Das ging alles so schnell. Ich habe gedacht, dass dauert noch Stunden und plötzlich war sie da.“
Um 7 Uhr wache ich auf und gehe vorsichtig auf Toilette. Wir packen unsere Taschen, aber von der Hebamme ist nichts zu sehen. Sie wohnt im gleichen Haus.
Um 8 Uhr gehe ich rüber ins Büro und finde dort die Sekretärin. Sie ist völlig überrascht, mich schon auf den Beinen zu sehen. Ich fülle noch ein paar Papiere aus, da kommt die Hebamme die Treppe runter.
Wir trinken noch gemeinsam einen Kaffee und ich esse ein paar Milchbrötchen, die wir für die Geburt mitgebracht haben.
Dann machen wir uns auf den Heimweg und lassen die Burgruine hinter uns.
Da im Geburtshaus keinerlei Handyempfang ist, weder LTE noch Handynetz, kann ich erst auf der Rückfahrt unseren Familien Bescheid geben, dass die kleine Maus geboren ist.
Da ich auch meiner Schwester keine SMS oder WhatsApp schicken konnte, hat sie mittlerweile die beiden großen mit zu sich nach Hause genommen. So können wir erstmal in Ruhe alleine zu Hause ankommen und ich mich noch ein wenig ausruhen.
Auf Instagram haben mich mittlerweile auch super viele Fragen zu meiner Geburts im Geburtshaus erreicht. Dazu werde ich noch einmal einen separaten Artikel schreiben. Ihr könnt aber gern schon mal in mein Story Highlight „Geburten“ gucken und auf Quag.de könnt ihr euch zum Thema ausserklinische Geburt informieren.
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